Das 24. Treffen des Lohmann Klub Russland fand vom 17. – 20. März in Thüringen in Wandersleben, einem
kleinen Dorf zwischen Erfurt und Gotha statt. Warum wir Wandersleben, ein kleines Dorf fast 500 km von
Cuxhaven entfernt, ausgesucht haben? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zur Gründung des Lohmann
Klubs Russland zurückgehen.
Die Errichtung einer Plattform für
Treffen, Schulungen und den Austausch
von Erfahrungen und die
Vereinigung von Geflügelbetrieben, identisch
mit „Gold Ei“ in Wandersleben, war die
grundlegende Idee hinter dem Lohmann
Klub, entwickelt durch Herrn Zimmerer.
Das Problem, die Eierpreise selber
zu bestimmen, ist in Deutschland genauso
groß wie in Russland oder in den
Niederlanden. Zu zeigen, dass so etwas
möglich ist, war der wichtigste Gedanke
bei der Organisation dieses Treffens.
Da der Name der Familie Zimmerer
nicht nur mit der Eierproduktion, sondern
hauptsächlich mit dem Käfighersteller SALMET
in Verbindung gebracht wird, haben
wir unseren Besuch mit der Besichtigung
der Käfigproduktion in Ittlingen begonnen.
Sorgfältige Prüfungen
„Wer selbst Hühner hält weiß, dass es notwendig
ist, eine hohe Produktivität zu erzielen
und diese für eine lange Zeit zu halten“.
Mit diesen Worten begrüßte der Direktor
von SALMET, Norbert Brehters die Gruppe.
Er sprach von dem Gründer und Eigentümer
des eierproduzierenden Familienunternehmens
Herrn Philipp Zimmerer. Diese
Worte spiegeln sich in seinem Leben und
in seiner beruflichen Laufbahn wider. Nur
geprüfte Systeme, die im eigenen Betrieb
getestet wurden, fanden den Weg zum
Kunden. Das haben die Besucher bei jedem
Schritt der Besichtigung und während
der Diskussionen bemerkt – alle Anlagen
werden in Deutschland hergestellt und nur
nach einer sorgfältigen Prüfung versandt.
Nicht nur die neusten Entwicklungen
bei den Käfiganlagen, sondern auch die
Kompostierungsanlage fand großes Interesse.
Das Problem der Kotentsorgung spielt in
Russland eine immer größer werdende Rolle.
Die neuen Gesetze (in Russland in der Vorbereitung)
werfen eine Menge Fragen auf und
haben neue Aufgabenstellungen zur Folge.
Gold Ei
Das Kennenlernen von „Gold Ei“ fand
einen Tag später statt – direkt auf dem
Farmgelände. Hier begrüßte Herr Gregor
Zimmerer, Direktor und Sohn des Gründers,
die Gruppe unmittelbar vor dem
„Flaggschiff“ des Betriebes: ein Stall mit
über 110.000 LOHMANN Legehennen in
der SALMET Voliere mit Auslaufbereich. Er
stellte kurz die Firmengeschichte vor und
erklärte die Philosophie des Betriebssystems.
Danach erklärte der Produktionsleiter
Herr Dietrich Blechschmidt ausführlich
den Management- und Produktionszyklus
auf der Aufzucht- und Produktionsfarm.
Eine Information hat fast alle Besucher
überrascht: wie in allen anderen Teilen
Deutschlands findet auch hier ein Wechsel
von braun zu weiß legenden Hennen
statt. Der Grund ist die exzellente Futterverwertung
und somit kommt die LSL
mehr und mehr ins Spiel. Herrn Blechschmidt
zufolge ist die wichtigste Erfolgsgarantie
die strikte Trennung von Produktions-
und Aufzuchtbereichen (in diesem
Fall 80 km dazwischen) und des Arbeitssystems
in unterschiedlichen Bereichen,
beispielsweise ganz voll oder ganz leer.
Erst nach der Farmbesichtigung konnte
sich die Gruppe mit dem System „Gold Ei“
vertraut machen. Der einzelne Eierproduzent
hat nicht die Möglichkeiten, seine
eigenen Preise durchzusetzen, genau
wie in Russland. Dennoch bieten mehrere
Produzenten gemeinsam nicht nur
500.000 Eier am Tag, sondern einige Millionen.
Diese Mengen sind interessanter
für den Großhandel. Jedes Mitglied der
Vereinigung gibt ihre Eier an eine „eigene“
Verkaufsorganisation, wodurch sich auch
die Abrechnung einfacher gestaltet. Wir
hoffen, dass dies in Zukunft zu positiven
Ergebnissen führen wird.
Kükenlieferungen in die GUS Länder (ohne die Ukraine) während der Jahre 03/04 bis 14/15
Neue Wege
Als letzter und diesmal wichtigster Teil des
Treffens galt die interne Beratung der Klubmitglieder,
die schon ungeduldig erwartet
wurde. Es ist nicht üblich, dass beide
Geschäftsführer der Lohmann Tierzucht
teilnehmen. Dadurch haben alle gespürt,
dass etwas sehr wichtiges stattfinden wird.
“Die stetig wachsende Anzahl an Elterntierlieferungen
nach Russland und in die GUS
Staaten (siehe Tabelle), die sich ständig ändernde
politische Situation und die bedrohliche
Seuchensituation in der Welt erfordern
neue Entscheidungen.“ Mit diesen Worten
begann Professor Preisinger seine Rede. Zusätzlich
gibt es in diesen Ländern und Regionen
eine sich ständig ändernde wirtschaftliche
Situation und der wechselnde Euro Kurs
hängt stark von der politischen Lage ab. Diese
stetigen Änderungen haben einen negativen
Einfluss auf unsere Zusammenarbeit. Wir können
das Risiko nicht nur durch die verbesserte
Produktivität unserer Zucht reduzieren. Daher
müssen wir neue Wege finden und nutzen.
E iner dieser Wege ist der Kükentransporter,
in dem die Küken Zugang zu Futter und
Wasser haben, was einen Transport von 6 bis
7 Tagen ermöglicht. Die Zeit wird uns zeigen,
ob dies auch für Lieferungen in den Ural oder
nach Sibirien möglich ist. Wir sind für diese
Herausforderung bereit. Ein anderer Weg ist
die verbesserte Genetik, dank der Markergestützten
Selektion. Dies führt zu einer besseren
Entwicklung in Bereichen, in denen die
traditionelle Selektion zu einer nicht so starken
Entwicklung führt.
Neue Arbeitsweise
Javier Ramírez wies auf eine ganz neue Arbeitsmethode
bei
LOHMANN TIERZUCHT
hin. Aufgrund der derzeitigen geopolitischen
Situation traf die EW Group die beste
Entscheidung: der Aufbau einer eigenen
Großelterntierfarm in Russland. In naher
Zukunft können wir unsere Bruteier produzieren
und unsere Elterntiere schlüpfen,
ganz in der Nähe unserer Kunden. Dies
wird die enormen Transportkosten und
die Transportdauer reduzieren, wodurch
die Kükenqualität weiter verbessert wird.
Nach dieser Information begann eine
rege Diskussion – die wichtigste Frage war
natürlich: „Wo?“. Die Geschäftsführer erklärten,
dass die grobe Richtung schon feststeht –
Aviagen hat seine eigene Brüterei in der Tula-
Region (200 km südlich von Moskau) – aber
die Suche und die Diskussion gehen weiter.
Der wichtigste Punkt während der Diskussion
war die beste Qualität, aber wir dürfen nicht
den Blick auf die Produktionskosten verlieren.
Da wir die Küken hier verkaufen müssen,
muss der Preis wettbewerbsfähig bleiben.
Wahl
Am Ende des internen Teils der Veranstaltung
wurden nur die Klubmitglieder zusammen gebeten.
Der Präsident des Klubs sollte gewählt
werden. Valeriy Pavlovich Goryachev, Direktor
des viertgrößten Eierproduktionsbetriebes in
Russland, bat die Mitglieder um die Entlassung
aus seinem Amt, aufgrund der immer
größer werdenden Belastung. Der Vorschlag,
Herrn Sergey Vladimirovich Timofeev, Direktor
von Pyshminskaya Pticefabrica (Betrieb in
Tyumen mit einer Jahresproduktion von 300
Millionen Eiern) zu wählen, wurde einstimmig
angenommen. Herr Timofeev nahm die Wahl
mit kleinen Verzögerungen und leichten Bedenken
an. Aber dann machte er sofort seinen
ersten Vorschlag. Um den Gründer und
Initiator des Lohmann Klub Russland – Prof.
Winfried Bonitz – zu ehren, schlug er vor, seinen
Namen in den Klubnamen zu integrieren.
Dies wurde mit großem Beifall und Enthusiasmus
entgegengenommen. Von jetzt an lautet
der volle Name: „Internationaler LOHMANN
Klub Russland zu Ehren von Prof. Bonitz“.
Der letzte Punkt (aber dadurch nicht weniger
wichtig) war natürlich das kulturelle Programm,
ein Besuch in Weimar, die Stadt von
Goethe und Schiller und in Dresden..
Norbert Mischke