In Österreich werden ab Januar 2016 in der Bioproduktion keine männlichen Eintagsküken mehr getötet. Dies
ist ein wesentlicher Schritt für eine verbesserte Kundenakzeptanz für Bio-Eier. Als Herkunft kommt Lohmann
Sandy zum Einsatz.
Besonders in der Bio-Branche ist die Forderung nach Zweinutzungstieren
groß. Selbst die Geschlechstbestimmung
im Ei wird als Ersatz für die Tötung männlicher Eintagsküken
kritisiert. Als Lösung haben sich die Eiermacher in Schlierbach
für die Mast der männlichen Nachkommen von Lohmann Sandy
entschieden.
Konzept
Das Konzept beruht auf einem geschlossenen System. Jeder Legehennenhalter
kauft weibliche Eintagsküken von Bio-Elterntieren
für die Eierproduktion und die Brüterei verpflichtet sich zur
Mast der entsprechenden Brüder bis zum 70. Lebenstag. Jeder
Eierproduzent trägt die Kosten für die Mast bereits beim Kauf der
weiblichen Tiere. Diese erheblichen Mehrkosten werden später
über einen höheren Eierpreis rückvergütet. Für diese Aufwandsentschädigung
organisiert die Brüterei die Mast mit Wintergarten
und Grünauslauf, Schlachtung der Hähne und Vermarktung des
Fleisches zu Lebensmittelzwecken.
Herausforderung
Eine besondere Herausforderung sind die Schlachtung und Zerlegung
dieser Tiere mit stark begrenztem Proteinansatzvermögen.
Dazu wird eine neue spezialisierte Schlachtstätte mit automatischer
Trennung von Knochen und Fleisch gebaut. Das Fleisch der
Tiere soll überwiegend zu Geflügelwurst verarbeitet werden.
Im Gegensatz zum Ansatz mit fleischbetonten Zweinutzungstieren
beruht dieses einzigartige neue österreichische Konzept auf
einem ei-betonten Zweinutzungsansatz. Lohmann Sandy zeichnet
sich durch eine überragende Legeleistung, hohe Futtereffizienz
und eine besondere Schalenfarbe aus. Da die überwiegende
Kostensteigerung bei Zweinutzungstieren auf die Legehennen
mit deutlich längerer Haltungsdauer entfällt, hat man sich für einen
Genotyp mit hoher Legeleistung und deutlichen Abstrichen
bei der Mastleistung der Hähne entschieden.
Farbe
Die cremefarbigen Eier dienen als Alleinstellungs- und Erkennungsmerkmal
für den Konsumenten. Die Schalenfarbe der Bio-Eier ist der
Nachweis für das geschlossene Produktionssystem mit maximalem
Anspruch an Tierwohl. Die Finanzierung des Systems erfolgt über
einen höheren Verkaufspreis der Eier. Getragen wird das Konzept
durch eine vertragliche Vereinbarung zwischen den Handelsunternehmen
und der Bio-Eiervermarktung. Alle wesentlichen österreichischen
Handelspartner haben diese Vereinbarung unterzeichnet
und sorgen damit für ein flächendeckendes Angebot. Für die Mast
der Hähne sollen nur vorhandene Altgebäude nach Umbau zum
Einsatz kommen. Der gesamte Organisationsaufwand für das vollständig
integrierte System liegt bei der Erzeugergemeinschaft die
einen einzigartigen und zukunftsweisenden Schritt in Sachen Tierwohl
und Nachhaltigkeit beschreitet.
Prof. Dr. Rudolf Preisinger