Das Management von Abfällen aus Viehbetrieben und insbesondere von Brütereiabfällen hat zweifellos zu einer
Krisensituation geführt und es wurden Warnungen vor einem Kollaps laut. Dies hat den Brütereisektor dazu gezwungen,
aktiv nach industriellen Prozessen zu suchen, die es ermöglichen, einen großen Teil dieser Abfälle in
die Nebenproduktkategorie, mit dem damit verbundenen Mehrwert, aufzunehmen. Auf diese Weise hat der Brütereisektor
einen Kostenpunkt und ein Problem in einen Verdienst und eine Geschäftsmöglichkeit verwandelt. In
Spanien haben wir dies bei IBERTEC in einer Brüterei getan, die jährlich 15 Millionen LOHMANN-Küken produziert.
Erfassung des Abfallaufkommens
Zuerst werden wir die Menge an Abfall untersuchen,
die in einer Brüterei produziert
wird. Wenn wir unsere Inkubatoren mit 100
Eiern zu jeweils 58 g beladen, erhalten wir:
40 weibliche Küken zu jeweils 38 g.
10 klare Eier zu jeweils 51 g.
10 nicht geschlüpfte Eier zu jeweils 46 g.
41 männliche Küken zu jeweils 39 g.
Wir können diese Mengen pro Hennenküken
oder pro 100.000 Hennenküken ausdrücken.
Das ist die Anzahl, die wir normalerweise
in unserer Brüterei pro Schlupftag
erreichen. Pro 145 g Brutei pro Hennenküken
oder pro 14,5 t pro 100.000 Hennenküken
erhalten wir dementsprechend:
38 g pro Hennenküken oder 3,8 t pro
100.000 Hennen
78 g oder 7,8 t Abfall aufgeteilt
zwischen:
13 g oder 1,3 t klare Eier.
13 g oder 1,3 t Eierschalen.
12 g oder 1,2 t nicht geschlüpfte Eier.
40 g oder 4,0 t männliche Küken.
Wasserdampf: Es muss daran gedacht
werden, dass der Schlupfvorgang
das Brutei auf sein optimales Niveau
trocknet, um ein voll entwickeltes
Eintagsküken zu produzieren.
Wärme: Diese wird in den letzten
Tagen des Prozesses erzeugt und wir
gewinnen sie für unsere täglichen
Brutvorgänge zurück.
Wie aus Abbildung 1 ersichtlich, ist das Gewicht
des produzierten Abfalls das Doppelte
des Gewichtes der weiblichen Eintagsküken.
Daher ist eine detailliertere Analyse des
Managements jeder Abfallart erforderlich,
beginnend mit den männlichen Küken,
deren Gewicht 50 % des produzierten Gesamtabfalls
übersteigt. Diese Managementübung
erfordert offensichtlich, dass diese
Abfälle wiederverwertet und als Nebenprodukt
kategorisiert werden.
Männliche Küken – Verarbeitung
und Wiederverwertung
Dieser Prozess ist seit mehr als 15 Jahren
vollständig in unsere Arbeitsabläufe integriert
und produziert in tierschutzfreundlicher
Weise ein Produkt zur Fütterung von
Greifvögeln, Falken, Tieren usw.
Männliche Küken werden nach dem
Schlüpfen mit CO2 eingeschläfert und
sofort bei -30 °C bei optimaler Luftzirkulation
tiefgefroren, um jegliches inneres
mikrobielles Wachstum vollständig zu
stoppen. Die Männchen sollten nach 24
Stunden vollständig gefroren sein und
werden dann für einige Wochen bei -20 °C
gelagert, bevor sie weltweit verkauft und
vertrieben werden.
Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie aus einer
Krise eine Geschäftsmöglichkeit wird:
Hätten wir dies nicht getan, hätten wir nie
Zugang zu Märkten wie den Vereinigten
Arabischen Emiraten erhalten.
Klare Eier und Eierschalen – Verarbeitung
Wiederverwertung
Die Behandlung des Inhalts von klaren Eiern
war vor 8-9 Jahren noch ein Problem.
Daher haben wir in Zusammenarbeit mit
Technologiezentren und Anbietern von
Eiertrocknungsgeräten beschlossen, einen
Prototyp für diese Art von Abfall zu
schaffen. Letztendlich ist es uns gelungen,
diese Abfallart wiederzuverwerten und in
verschiedene Schweine-, Haustier- und
Geflügelfutterrationen zu integrieren.
Klare Eier werden nach 18 Tagen Inkubation
automatisch durchleuchtet,
wenn die Eier von den Inkubatoren zu
den Schlupfbrütern transportiert werden.
Diese klaren Eier, die vom Schlupfprozess
ausgesondert werden, werden durch eine
Tabelle1: Zusammenfassung der in einer Brüterei anfallenden Abfallmengen.
Zentrifuge in Schale und Inhalt getrennt
und automatisch durch ein Röhrensystem
zu zwei getrennten Silos in unserer Eiertrocknungsanlage
geleitet.
Der flüssige Teil des Eies wird dann einem
doppelten Prozess unterzogen:
1. Koagulation: Das Ei wird für 20 Minuten
auf 80° C erhitzt, um eine halbfeste Textur
zu erzeugen, die in späteren Phasen
leichter gehandhabt werden kann.
2. Trocknen: Das koagulierte Ei wird in
einem Trockner 90 Minuten lang einer
Temperatur von 245° C ausgesetzt.
Durch das Trocknungsverfahren erhält
man pro klares Ei ca. 11 g getrocknetes
Produkt, wodurch das anfängliche Abfallvolumen
auf ein Fünftel reduziert wird.
Das daraus resultierende Produkt ist ein
ausgezeichneter Rohstoff für Viehfutter im
Allgemeinen mit dem folgenden garantierten
Nährwert:
Feuchtigkeit: < 12 %.
Rohfett: < 34 %.
Rohprotein < 44 %.
Die mikrobiologische Qualität ist ebenfalls
optimal, ohne Salmonella oder Clostridium
und mit einer Keimzahl für Enterobakterien
unter 10 KbE.
Die Schalen der klaren und geschlüpften
Eier können ebenfalls direkt in denselben
Trockner gegeben und 15 Minuten
lang einer Temperatur von 45° C ausgesetzt
werden, um ihr Anfangsgewicht um
30 % zu reduzieren.
Die Bilanz zwischen Wiederverwertungs-
und Entsorgungskosten
Das Abfallmanagement ist nun ein weiterer
Kostenfaktor in der Bilanz unserer
Geschäftstätigkeit und wir können zwei
Strategien zur Bewältigung ergreifen:
– Recyclingkostenübernahme in Höhe
von 240 €/t für Schlupfabfälle (Kategorie
2 tierische Nebenprodukte, die nach
der europäischen Gesetzgebung nicht
für den menschlichen Verzehr bestimmt
sind) und 108 €/t für den verbleibenden
Abfall (Kategorie 3). Logischerweise
hängen diese Kosten von der Entfernung
zur Entsorgungsanlage, dem bei
jedem Schlupf produzierten Abfallvolumen
usw. ab. Dieses Abfallmanagement
kostet 1.000 €/100.000 Hennenküken
bzw. 0,01 €/Hennenküken.
– Wiederverwertung von Abfällen,
Vermeidung von Recyclingkosten und
Abbildung 1: Abfallaufkommen pro produziertem weiblichen Küken (in Gramm).
Abbildung 2: Verteilung der produzierten Abfälle (%)
margin per 100,000 female chicks
produced.
Schaffung anderer Einnahmequellen
für unsere Bilanz. Wir werden nun die
Behandlung jeder Art von Abfällen aus
der Perspektive der Finanzbuchhaltung
analysieren:
– Männliche Küken. Wir haben einen
neuen Nebenerwerb für das Brütereigeschäft
entwickelt, der durch eine
ganze Reihe von Produkten, wie auch
den männlichen Küken, ergänzt wird.
Das finanzielle Endergebnis nach
Kosten und Abschreibungen ist eine
Marge von 480 € pro 100.000 weiblichen
Küken.
– Klare Eier. Die meisten davon werden
zur Futtermittelherstellung für unsere
eigenen Elterntierbestände und
Junglegehennen, die verkauft werden,
verwendet. Dadurch werden Einsparungen
von 23-30 €/t Futter, zumeist
für Rationen in der Anfangsphase oder
mit hohen Nährstoffkonzentrationen,
erzielt. Das finanzielle Endergebnis
dieser Operation ist neutral aber wir
vermeiden die Recyclingkosten.
– Schalen von klaren und geschlüpften
Eiern. Wir haben eine Technologie
entwickelt, um diese intern zu handhaben,
aber angesichts des geringen
Werts des Endprodukts ist es sinnvoller,
die Dienste eines autorisierten
Unternehmens zu einem Preis von
140 €/100.000 weiblichen Küken in
Anspruch zu nehmen.
– Nicht geschlüpfte Eier. Dies ist die
einzige Art von Abfällen, die wir in
unseren Einrichtungen nicht verarbeiten
können. Deshalb müssen wir
die Kosten für die Entsorgung mit 276
€/100.000 Hennenküken übernehmen.
– Wärmerückgewinnung. An dieser
Stelle in unserem Abschnitt über
Abbildung 3: Luftzirkulation im Gefriertunnel.
Foto 1: Eiertrocknungsanlage.
Recycling und Wiederverwertung
dürfen wir nicht den während des
Schlüpfens erzeugten Wärmeausstoß
vergessen. Die derzeitige Technologie
ermöglicht es uns, einen Teil der während
des Prozesses erzeugten Wärme
zurückzugewinnen, um das Wasser für
die Anfangsphasen der Inkubation zu
erwärmen und die kühlen Temperaturen
während der Nacht zu nutzen,
um den Verbrauch durch die Kühler zu
reduzieren. Diese Initiative ermöglicht
es uns, 20-25 % unseres Gas- und
Stromverbrauchs einzusparen, was
einer Einsparung von 364 €/100.000
Hennenküken entspricht.
Mit dieser zweiten Strategie können wir
84-85 % unserer Abfälle intern verarbeiten
und wiederverwerten, mit einer Marge
von 428 €/100.000 Hennenküken. Dies ist
ein enormer Wettbewerbsvorteil gegenüber
der Alternative des Recyclings durch
Dritte zu 0,014 €/Hennenküken.
Wir müssen diese Initiativen in unseren
Betriebsvorgängen umsetzen, nicht
nur, weil sie das Abfallvolumen deutlich
reduzieren (in einigen Fällen um das
Fünffache) und ein positives finanzielles
Gleichgewicht in unserer Gewinn- und
Verlustrechnung schaffen, sondern weil
sie auch qualitative Verbesserungen erzielen,
die manchmal unterbewertet oder
übersehen werden.
– Bewusstseinsbildung der Mitarbeiter
für die Einhaltung der Tierschutzpolitik.
– Stärkung und Verbesserung unserer
Biosicherheitsprogramme.
– Unsere agroindustriellen Tätigkeiten in
Einklang mit anderen wirtschaftlichen
Aktivitäten bringen und uns verpflichten,
unsere Anlagen und Betriebsvorgänge
sauber, respektvoll und umweltverträglich
zu gestalten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass
die Art und Weise, wie Probleme oder Krisen
in Situationen wie diesen bewältigt
werden, zu Wettbewerbschancen führen
können. Sei es rein finanzieller Art oder
zur Verbesserung der Tierschutz- und Biosicherheitsbedingungen.
Beides führt zu
einer verbesserten Eignung unserer Anlagen
für jeden Standort.
Pascual Alonso, Ibertec
Tabelle 2: Vergleich der Standardrecyclingkosten und der internen Wiederverwertung durch Ibertec.